Fahrtbericht Ukraine November 2022

Von Marko Klaus, Projektleiter Ukraine

Unser zweiter Hilfstransport seit Kriegsbeginn startete am Nachmittag des 23. Oktober. Mit einem geborgtem Transporter, der randvoll mit Sachspenden (Hygieneartikel, Stromgeneratoren, Winterkleidung, Essen, Arznei) geladen war, führte die Route ca. 1.100 Kilometer in Richtung Ukraine. Nach 8 Stunden war ich an der polnisch-ukrainischen Grenze, die nach kurzer Kontrolle der polnischen Grenzer in nur 30 Minuten passiert war. Am nächsten Mittag erreichte ich Chmelnitzkyj, wo mich ein herzlicher Empfang von Lena von der Kinderarche Ukrane erwartete. Sie betreibt gemeinsam mit einigen Freiwilligen seit vielen Jahren ehrenamtlich einen „Kavcheck“; eine Beratungsstelle für ehemalige Heimkinder, die hier Betreuung und Beratung bekommen.

Jetzt ist der Kavcheck ein Anlaufpunkt für Binnenflüchtlinge aus der ganzen Ukraine. Sie können hier Wäsche waschen, ankommen, zur Ruhe finden, Kleidung und Essen bekommen und Unterstützung finden. Von hier aus spinnt sich ein Netzwerk aus Akteuren, über das die gespendeten Güter an Bedürftige verteilt wird. Da die russischen Raketenangriffe häufig gegen wichtige Infrastruktur zielen, fallen häufiger Strom- und Wasserversorgung aus. Ein Stromgenerator wird hier künftig die Versorgung aufrecht erhalten.

In den nächsten Tagen standen weitere Gespräche auf dem Programm.

Die Polytechnische Berufsschule in Chmelnitzkyj

Lena vermittelte mir auch den Kontakt zur Polytechnischen Berufsschule, in der aktuell rund 30 geflüchtete Schüler aus einer Berufsschule in Mariupol untergebracht sind. Die meisten kamen ohne ihre Eltern an, die in Mariupol zurückgeblieben sind – einige davon freiwillig, die anderen, weil es nicht anders ging. Da die Jugendlichen mit nichts als ihrer Kleidung hier angekommen sind, wird alles gebraucht. Hier konnten wir mit Kleidung und Essen helfen.

Caritas Chmelnitzkyj

Gleich neben der Berufsschule befindet sich die das örtliche Büro der Caritas die auch sehr engagiert geflüchtete Menschen aus dem Osten der Ukraine unterstützt. Der Leiter, Herr Dankevych, teilte mir mit, dass das Büro u.a. einen großen Transporter besitzt, mit dem auch Hilfsgüter aus Deutschland geholt werden könnten. Die Kosten für eine Tour würden ca. 800 € betragen. In unseren Planungen werden wir das berücksichtigen.

Antoniny

Mit dem örtlichen Waisenheim verbinden uns langjährige Kontakte. Während der ersten Wochen des russischen Einmarsches wurden die dort lebenden Kinder evakuiert, von denen ca. 60 in der Ukraine geblieben sind und acht in die Nähe von Gdansk in Polen kamen. Ab dem Frühjahr waren im Heim Flüchtlinge einquartiert. Seit dem 1. September gibt es wieder regulären Heimbetrieb – was man regulär bezeichnen kann in dieser Situation. Die Zahl hat sich auf 90 Kinder erhöht, von denen drei aus der Stadt Luhansk stammen, die ihre Eltern während der Kämpfe verloren haben. Es ist positiv, dass das Leben der Heimkinder jetzt wieder einigermaßen geregelt ist, weil das System der Unterstützung wieder aktiv ist. Auf dem örtlichen Basar konnte ich dank der mitgebrachten Geldspenden Kinderstiefel für den Winter und einige Lebensmittel kaufen und ans Heim übergeben.

Rückfahrt

Kurz vor Ende meines fast zweiwöchigen Aufenthaltes vor Ort erreichte uns noch eine dringende Anfrage einer Frau, die das Land in Richtung Deutschland verlassen wollte. Die 82-Jährige hatte kurz zuvor ihre Wohnung in Saparosche durch Raketenbeschuss verloren und konnte nur einen Koffer mit ihren wichtigsten Besitztümern retten. Nach 19 Stunden Fahrt konnte ich sie zu ihrer Tochter in Dresden bringen.

Fazit

Auch wenn viele Ukrainer ihre Heimatorte verlassen mußten, wollen sie im Land bleiben, wo sie auf baldige Rückkehr warten. Die Solidarität ist groß, die Bedarfe jedoch auch. Mit unserem Netzwerk von zuverlässigen Menschen vor Ort wollen wir unseren Beitrag leisten, die Not zu lindern. Für die Zeit nach Weihnachten ist der nächste Hilfstransport geplant.

Wir bitten um Unterstützung

Um weiter sinnvoll Hilfe leisten zu können, bitten wir um Sachspenden. Besonders nötig sind Stromgeneratoren sowie Heizungen, daneben Arznei- und Hygieneartikel. Für die Sammlung benötigen wir Lagerflächen (trockene Garagen, Hallen etc.) und um die Transporte finanzieren zu können, Geldspenden. Wenn Sie uns unterstützen wollen, melden Sie sich bitte mit Ihrem Angebot unter ukraine@impreuna.org

Unser Spendenkonto:

Bankverbindung: IBAN: DE38850503003120001413, BIC: OSDDDE81XXX
Ostsächsische Sparkasse Dresden
Konto-Inhaber: Impreuna e.V.
Verwendungszweck: Ukraine

Vielen Dank an alle Unterstützerinnen und Unterstützer!